DER KNOPF IM LAUFE DER GESCHICHTE IN BÄRNAU
Im Juli 1895, also vor über 100 Jahren, begründete Johann Müller, gelernter Knopfmacher, die Bärnauer Knopfindustrie, die ein Zentrum in Deutschland geworden ist. Zunächst hatte es Johann Müller in dem vogtländischen Adorf versucht; aber wenig später wurde er auf das gewerbefleißige Tachau (ca. 15 km südlich von Eger) und auf die arbeitswillige Bevölkerung in Orten unmittelbar jenseits der damals bayerisch-österreichischen Grenze aufmerksam. So beschloss er im Jahre 1895 sich in Bärnau niederzulassen.
Die Herstellung des Perlmutterknopfes erfolgte vor 100 Jahren noch handwerklich. Als Rohstoff dienten Perlmutterschalen aus den wärmeren Meeren in Äquatornähe, in der Hauptsache Perserschalen aus dem Persischen Golf. Die Bearbeitung erforderte in jener Zeit einen beträchtlichen Aufwand an Körperkraft und Geschicklichkeit.
Aus dem Betrieb von Johann Müller machte sich immer wieder einmal ein tüchtiger Werksführer selbständig, so dass im Laufe der Jahre ein Perlmutterknopfbetrieb nach dem anderen entstand.
Bald wurden die Arbeitskräfte in der näheren Umgebung knapp. Johann Müller ging in Nachbarorte diesseits und jenseits der Grenze. Johann Müller beschäftigte in Bärnau zeitweise 40 bis 50 Personen, mit den Heimarbeitern und den in den Zweigbetrieben Tätigen zusammen an die 100 Arbeitskräfte.
Dann brach der Erste Weltkrieg aus und unterbrach jäh die so erfreuliche Aufwärtsentwicklung. Das Rohmaterial konnte nicht mehr eingeführt werden. Die seit der Eröffnung der von Tirschenreuth nach Bärnau weitergeführten Bahnlinie im Jahre 1903 regelmäßig ankommenden Waggonladungen von Perlmutterschalen blieben aus. Nach dem Krieg zerstörten Inflation und noch einmal die in den Jahren 1929/30 ausbrechende Wirtschaftskrise, was mit unerschütterter Tatkraft neu begonnen und wieder aufgebaut worden war.
Die „Goldenen Jahre“ aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg sollten sich nicht wieder einstellen. Es war das bittere Jahr 1932, in dem Johann Müller, wenige Monate nach Vollendung seines 70. Lebensjahres, bis zum letzten Tag rastlos tätig, verstarb
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann ein neuer Abschnitt für die Bärnauer Knopfindustrie. Als die Rohstoffe, die Perlmutterschalen, wieder zur Verfügung standen – zunächst waren es Flußmuschelschalen aus den oberbayerischen Seen – entstanden in Bärnau und Umgebung viele neue Betriebe. Die Gründer waren vor allem Vertriebene, handwerklich geschickte Leute aus dem Sudetenland, die das Gewerbe schon meist von zu Hause her kannten und nun weiter Fuß fassen wollten. Die Zahl der Betriebe stieg bis zum Jahre 1957 auf 32 an.
Ab 1950 versuchte die Bärnauer Perlmutterknopfindustrie neben Perlmutter auch Kunststoff zu verarbeiten. Es war Polyester, ein duroplastischer Kunststoff, der sich gut als Perlmutter-Imitationsmaterial eignete. Nun galt es, neue Fertigungstechniken zu entwickeln.
Entscheidende Impulse in dieser Hinsicht gingen von der Perlmutterknopffachschule aus, die im Jahre 1955 in Bärnau eröffnet wurde. Ihr Leiter, Fachlehrer Marcel Hermann, konnte dort den Knopfherstellern und dem fachlichen Nachwuchs neue Maschinen und neue Techniken vorführen. Es entwickelte sich sogar dank der Schule eine internationale Messe für die Knopfbranche.
Seit die Knopffachschule nach 20-jährigem Bestehen im Jahre 1975 geschlossen wurde, gibt es auch die IKNOFA, die Internationale Messe der Knopfbranche, nicht mehr in Bärnau. Die Knopffachschule und die IKNOFA haben Bärnau als Knopfstadt in der ganzen Welt bekannt gemacht.
Um das Jahr 1980 arbeiteten in Bärnau und Umgebung 25 Knopffabriken, von denen die kleineren Familienbetriebe ca. fünf und die großen Betriebe über 100 Leute beschäftigten. Daneben waren zehn Knopfgroßhandlungen tätig.
Die Abnehmer der Bärnauer Erzeugnisse sind Bekleidungsfabriken, Kaufhäuser und andere Einzelhandelsgeschäfte. Etwa 20 % der Produktion werden exportiert.